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Studie: Digitale Services im Maschinenbau

Eine Analyse der 100 größten Maschinenbauunternehmen in Deutschland

Einleitung

Die digitale Transformation ist schon seit einigen Jahren ein wichtiges Thema im Maschinenbau. Auch im Servicebereich eröffnet sie viele Chancen – diese werden jedoch nicht im gleichen Maße von allen Unternehmen genutzt. Um einen Überblick zu erlangen, wie weit die Digitalisierung des Serviceportfolios bei Maschinenbauunternehmen vorangeschritten ist, führte die Perlitz Strategy Group eine Studie über digitale Services im Maschinenbau durch. Hierzu wurden 100 deutsche Unternehmen des stationären Maschinenbaus ausgewählt und deren Webseiten auf das Angebot digitaler Services untersucht. Auf Basis des erstellten Datensatzes wurden verschiedene Analysen durchgeführt, die nicht nur Aufschluss darüber geben, welche digitalen Services mit welcher Häufigkeit angeboten werden, sondern auch Unterschiede zwischen Branchen und Firmengröße aufzeigen.

Unternehmensauswahl

Die Stichprobe der Studie beinhaltet 100 Unternehmen, deren Auswahl auf Basis der ‚Top 100 Maschinenbauunternehmen in Deutschland 2020‘ von Meyer Industry Research getroffen wurde. Die Liste beinhaltet die 100 größten (nach Umsatz 2018) Unternehmen, die Maschinen für industrielle Fertigungsprozesse entwickeln oder produzieren und einen Standort in Deutschland haben. Nicht berücksichtigt wurden hierbei Unternehmen, die überwiegend im Anlagenbau tätig sind oder hauptsächlich landschaftliche Maschinen oder Maschinenkomponenten herstellen.

Aus der Liste wurden die Unternehmen gestrichen, die inzwischen insolvent sind oder über keine funktionierende Webseite verfügen. Diese wurden durch andere relevante Maschinenbauunternehmen ersetzt, damit die finale Stichprobe 100 Unternehmen umfasst.

Die betrachteten Unternehmen können gemäß ihres Maschinenportfolios segmentiert werden. Die folgende Grafik zeigt eine Übersicht der Stichprobe gemäß Maschinenportfolio und Umsatz (2018).

 

Klassifizierung

Um das Angebot digitaler Services bewerten zu können, wurden zehn Kategorien erstellt, die eine möglichst vollständige Auswahl der denkbaren digitalen Services im Maschinenbau widerspiegeln. Zur Klassifizierung wurden die folgenden Kategorien gewählt:

1. Connectivity:
Diese Kategorie beinhaltet u.a. die Vernetzung der Maschinen, die Verbindung mit dem Kundennetzwerk und die Integration der aufgezeichneten Daten in z.B. ERP- oder MES-Systeme.

2. Remote Services:
Diese Kategorie beinhaltet den Fernzugriff auf Maschinen des Kunden und die dadurch ermöglichte Identifikation und Behebung von Problemen (Fernwartung).

3. Condition Monitoring:
Diese Kategorie umschreibt das Anlagenmanagement und beinhaltet u.a. die Erfassung und Visualisierung von Maschinen- und Prozessdaten.

4. Digital Maintenance:
Diese Kategorie beinhaltet u.a. Wartungsmanager, die einen Überblick über Wartungsstatus und -ereignisse der Maschinen geben, bis hin zur Endausbaustufe des Predictive Maintenance.

5. Optimization:
Diese Kategorie beinhaltet Software, die die Optimierung von Produktionsprozessen und Produktqualität ermöglichen, z.B. durch automatische Soll- / Ist-Abgleiche mit anschließenden Nachregelungen oder die Bereitstellung von Optimierungsvorschlägen.

6. Planning & Simulations:
Diese Kategorie beinhaltet Tools, die u.a. die digitale Produktionsplanung, Ablaufsimulationen sowie die Erstellung digitaler Zwillinge unterstützen.

7. Webshop:
Diese Kategorie beschreibt Online-Shops für Maschinenersatzteile, in denen Kunden rund um die Uhr Bestellungen tätigen können.

8. Consulting:
Diese Kategorie beinhaltet Beratungsleistungen in Bezug auf Digitalisierung und digitale Transformation sowie IT-Sicherheit.

9. Platform:
Diese Kategorie beschreibt das Vorhandensein einer zentralen Plattform, über die der Kunde z.B. auf das Serviceangebot oder die erhobenen Daten zugreifen kann. Auch Apps und digitale Marktplätze fallen unter diese Kategorie.

10. Knowledge & Training:
Diese Kategorie beinhaltet u.a. digitale Wissensbanken sowie das Angebot von Online-Trainings und -Schulungen.

Methodik

Nach der Auswahl der Unternehmen für die Stichprobe wurden die Unternehmenswebseiten sowie darauf befindliche Dokumente und Pressemitteilungen etc. in Bezug auf angebotene digitale Services durchsucht. Die gefundenen Angebote wurden einer der zehn Kategorien zugeteilt und das Unternehmen in dem Zuge bewertet. Jede Kategorie wurde allein aufgrund des Vorhandenseins eines oder mehrerer angebotenen digitalen Service bewertet, die Anzahl der digitalen Services eines Unternehmens pro Kategorie wurde nicht mit in die Evaluierung einbezogen.
Nach Betrachtung aller Webseiten wurden die erhobenen Daten zur Validierung an die einzelnen Unternehmen versendet. Wo bekannt wurden Service- oder Vertriebsleiter direkt kontaktiert, bei den anderen Unternehmen wurden die Daten an nicht-personalisierte E-Mail-Adressen geschickt mit der Bitte, sie an die zuständige Stelle weiterzuleiten.
Die Rückmeldungen, die die Perlitz Strategy Group bis zur gesetzten Deadline erreichten, wurden geprüft und ggf. in den Datensatz eingearbeitet.

Auswertung

Die Analysen ergaben, dass 93 der 100 betrachteten Unternehmen in irgendeiner Form digitale Services anbieten. Am häufigsten werden Services in den Kategorien Condition Monitoring, Remote Services und Connectivity angeboten. Die wenigsten Unternehmen bieten in den Kategorien Consulting und Planning & Simulations digitale Services an.

Die Ergebnisse nach Kategorien sind wie folgt:

 

Auswertung nach Umsatz

Der Anteil an Unternehmen innerhalb einer Umsatzkategorie, die digitale Services anbieten, ist bei fast allen digitalen Services bei Unternehmen in der niedrigsten Umsatzkategorie am geringsten und bei Unternehmen in der höchsten Umsatzkategorie am größten. Daraus lässt sich ableiten, dass das Angebot digitaler Services mit dem Unternehmensumsatz korreliert.
Die Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 1 Mrd. € bieten im Schnitt in 7,5 Kategorien digitale Services an. Bei Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 400 Mio. und 1 Mrd. € sinkt der Schnitt auf 5,7 Kategorien, bei denen mit einem Umsatz von 250 bis 400 Mio. € auf 4,3. Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 250 Mio. € bieten durchschnittlich nur in 3,6 Kategorien digitale Services an. Somit besteht insbesondere für kleinere Firmen noch Nachholbedarf in Bezug auf das Angebot sowie die Vermarktung von digitalen Services.

 

Auswertung nach Maschinenportfolio

Wenn auch weniger systematisch als beim Umsatz, zeigen sich auch bei der Segmentierung nach Maschinenportfolio Unterschiede im Angebot digitaler Services:

 

Auswertung nach Service-Kategorie

Bei der Segmentierung nach Service-Kategorie zeigen sich Unterschiede zwischen den Branchen.

Insbesondere die Firmen aus dem Werkzeugmaschinenbau sind in den ersten vier Kategorien über alle Größensegmente gut vertreten. Auch die Hersteller von Kunststoffmaschinen bieten hier fast durchweg digitale Services an. In den Kategorien 5-10 hingegen gibt es kaum Branchen, die einen sehr hohen Reifegrad über alle untersuchten Unternehmen haben.

 

 

Fazit

Während die größten Maschinenbauunternehmen Deutschlands schon ein breites Angebot digitaler Services vorweisen können, haben insbesondere Unternehmen mit einem geringeren Umsatz noch Nachholbedarf. Diese Studie zeigt auf, welche Arten von digitalen Services im Maschinenbau angeboten werden können, und in welchem Ausmaß sie von den Unternehmen tatsächlich umgesetzt werden.
Die Rückmeldungen der kontaktierten Unternehmen lassen den Schluss zu, dass viele Unternehmen aktuell aktiv an der Erweiterung ihres Angebots digitaler Services arbeiten und einige Projekte in Planung oder Umsetzung sind. Dies lässt vermuten, dass sich die oben gezeigten Auswertungen im Laufe der nächsten Jahre stark verändern werden, und impliziert, dass Unternehmen, die sich aktuell noch nicht oder nur in geringem Umfang mit digitalen Services auseinandersetzen, dies zwangsläufig tun werden müssen.
Zudem hat sich bei der Analyse und den Rückmeldungen der untersuchten Unternehmen gezeigt, dass teilweise bestehende Services nur unzureichend beschrieben oder auch gar nicht auf den Firmen-Webseiten zu finden sind. Dies ist jedoch ein wesentlicher Baustein für eine proaktive Marktbearbeitung, die nicht nur im Neumaschinengeschäft, sondern auch im Service und After Sales Geschäft umgesetzt werden sollte.

Benötigen Sie Unterstützung bei der strategischen Ausrichtung, der Implementierung sowie dem Wandel vom reaktiven zum proaktiven Verkauf von digitalen Services und Geschäftsmodellen in Ihrem Unternehmen, so sprechen Sie uns gerne an. Wir stehen Ihnen als Sparringspartner von der Konzept- bis zur Implementierungsphase jederzeit zur Seite.

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