(3/3) Peer-to-Peer (P2P) – Geschäftsmodelle in der Versicherungswirtschaft
Teil 3: Kann der gezielte Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) den P2P-Ansatz mit völlig neuen Geschäftsmodellen nochmals neu befeuern?
Im zweiten Teil haben wir eine Vielzahl von vielversprechenden Ansätzen vorgestellt, die tatsächlich bei einer erneuten Belebung und Weiterentwicklung des P2P-Marktes unterstützen können. Diese greifen im wesentlichen jene Defizite auf, die zu einem Scheitern der ersten P2P-Ansätze geführt haben (vgl. Teil 1). Insbesondere der gezielte Einsatz von KI könnte den P2P-Ansatz in ganz besonderem Maße auf eine neue Ebene heben und innovative Geschäftsmodelle hervorbringen, die sowohl die Effizienz als auch die Benutzererfahrung verbessern. Einige erste Beispiele seien hier nun genannt:
KI könnte genutzt werden, um Angebot und Nachfrage auf P2P-Plattformen effizienter zu verbinden. Algorithmen können die Bedürfnisse und Vorlieben der Nutzer analysieren und automatisch passende Partner oder Produkte vorschlagen, die zu einer verbesserten Nutzererfahrung und höheren Abschlussraten führen.
Ein häufiges Problem bei P2P-Plattformen ist das Vertrauen zwischen den Teilnehmern. KI kann durch die Analyse von Verhaltensmustern, Bewertungen und Transaktionshistorien das Risiko von Betrug oder schlechten Erfahrungen verringern. Hier gibt es bereits exzellente Lösungen „von der Stange“. (Beispiel: https://haseundigel.com)
Systeme zur automatisierten Risikobewertung oder personalisierten Bonitätsprüfung können den P2P-Ansatz zudem sicherer und attraktiver machen. Durch die Analyse großer Mengen an Daten kann KI personalisierte Empfehlungen geben und die Benutzeroberfläche an die individuellen Bedürfnisse anpassen. Dies könnte die Benutzerbindung erhöhen und neue Zielgruppen für P2P-Geschäftsmodelle erschließen.
In Kombination mit Blockchain-Technologie können dezentrale KI-Systeme entwickelt werden, die autonom operieren und in Echtzeit über Smart Contracts Verträge zwischen Parteien ausführen. Dies könnte P2P-Geschäftsmodelle weiter automatisieren und transparenter machen.
Ich wage folgende Prognose: Schreitet die technologische Entwicklung weiter so rapide voran, sind in 5-10 Jahren Versicherungsgeschäftsmodelle denkbar, die über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, zunächst für einfache Produkte, vollautomatisiert arbeiten. Es sind dazu dann keinerlei Sachbearbeiter mehr notwendig.
Die Anbieter, die in der Lage sind, alle Aspekte des Versicherungsgeschäfts, von der Angebotserstellung bis zur Schadensbearbeitung, ohne menschliches Eingreifen abzuwickeln, haben dann die Möglichkeit Dritte, wie etwa auch Privatpersonen, auf eine Versicherungsplattform zuzulassen. Diese können dort ihre eigenen Produkte entwickeln und entsprechend vermarkten. Für diese, möglicherweise sehr individuellen Produkte, wird dann durch die KI eine auskömmliche Prämie errechnet, die Anträge und Verträge erstellt und verwaltet und im Falle eines Schadens die Abwicklung und Auszahlung übernommen. Selbstverständlich sind diese Unternehmen, wie auch jedes traditionelle Versicherungsunternehmen, entsprechend reguliert.
Mögliche Beispiele: Der Vorsitzende eines Schrebergartenvereins kann für seine Mitglieder eine Versicherung gegen Einbruch anbieten, der Betreiber einer Rennstrecke einen Haftpflichtschutz bei Gastfahrten, ein Fußballverein eine Reiseversicherung für seine Mitglieder. Prinzipiell ist jede Absicherungsform denkbar und könnte auch angeboten werden. Vergleichbar etwa mit dem App Store bei Apple. Nur, dass hier dieses mal die Apps alle möglichen Versicherungsprodukte auf der Versicherungsplattform sind. Manche sind Best Seller, andere bleiben Ladenhüter.
Alles nur eine große Illusion? Vielleicht! Aber wir sollten die Möglichkeiten der KI und der daraus ableitbaren neuen Geschäftsmodelle für die deutsche Versicherungswirtschaft keinesfalls unterschätzen.