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ImpulsLetter Q3 2020

Abstract

Dass die Digitalisierung der Arbeitswelt in diesem Jahr stark zugenommen hat, ist in vielen Branchen und Unternehmensbereichen unschwer erkennbar. Für Unternehmen, die schon vor der Pandemie-bedingten Isolation erste Schritte in Richtung digitales Arbeiten unternommen haben, waren die notwendigen Umstellungen einfacher umzusetzen. Für andere Unternehmen war die Umstellung ein schwerer Einschnitt in die bekannten Arbeitsweisen. Mittels einer Umfrage hat ADVYCE untersucht, wie die Digitalisierung der vergangenen Monate die Arbeitswelt aus Sicht der Arbeitnehmer*innen verändert hat. Dieser Artikel gibt einen ersten Einblick in die gewonnenen Erkenntnisse der Studie.

Wahrnehmung der digitalisierten Arbeitswelt

Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt äußert sich für Arbeitnehmer*innen in den verschiedensten Bereichen. Meetings, Workshops und sogar Kaffeepausen mittels Videokonferenz aus den eigenen vier Wänden heraus, sind für viele Arbeitnehmer*innen zum Alltag geworden. Das Ergebnis einer internationalen Studie zeigt, dass auch im August 2020 noch ein Großteil der Büroangestellten im Durschnitt mindestens einen Tag in der Woche aus dem Homeoffice arbeitet. In Deutschland arbeitete laut dieser Erhebung im August noch nahezu jeder fünfte Büroangestellte vollständig aus dem Homeoffice heraus.

Abbildung 1: Anzahl der Tage, die Büromitarbeitende von Zuhause aus arbeiten (Quelle: Morgan Stanley)

Gleichzeitig zeigt die Studie aber auch, dass nach wie vor die Hälfte der deutschen Büroangestellten weiterhin keinen einzigen Tag im Homeoffice verbringt. Dies liegt auch daran, dass das Arbeiten aus dem Homeoffice sich auf viele Aspekte des Arbeitsalltags auswirkt. Die resultierenden Effekte sind dabei sowohl positiv als auch negativ. In der vorliegenden ADVYCE Studie, wurden sechs verschiedene Bereiche der Arbeitswelt genauer betrachtet:

Abbildung 2: Bereiche der digitalisierten Arbeitswelt

Ergebnisse der ADVYCE Studie

Die ADVYCE Studie wurde über mehrere Wochen im September durchgeführt und insgesamt von 67 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen beantwortet. Gut zwei Drittel der Teilnehmenden sind in einem Industrie-Unternehmen tätig (einschließlich Automobil, Chemie und Energie). Des Weiteren waren Teilnehmende aus der Finanzdienstleistungsbranche und der Beratungsbranche in der Studie vertreten. Die detaillierten Ergebnisse waren wie folgt:

Kommunikation:

Abbildung 3: Wie hoch ist der Einfluss digitaler Arbeit auf den Austausch mit Kollegen*innen?

Beinahe 90% der Befragten gaben an, dass digitales Arbeiten einen eher hohen oder hohen Einfluss auf den Austausch mit dem eigenen Kollegium hat. Dieses Ergebnis war zu erwarten, da in vielen Unternehmen digitales Arbeiten zuvor noch nicht stark verbreitet war und ein erheblicher Teil der Kommunikation unter Kollegen*innen in Person stattgefunden hat.

Zusammenarbeit:

Abbildung 4: Wie hoch ist der Einfluss digitaler Arbeit auf Meetingstrukturen (Anzahl, Dauer, Effizienz)?

Der Einfluss des digitalen Arbeitens zeigt sich auch bei den Meetingstrukturen (sprich die Dauer, die Anzahl und die Effizienz) wo die Arbeitnehmer*innen einen ähnlich hohen Einfluss vernommen haben. Dies liegt oft daran, dass neue Tools genutzt werden müssen, welche auf der einen Seite einer Eingewöhnung bedürfen, die aber gleichzeitig auch Zusammenarbeit ermöglichen, welche vorher vom organisatorischen Aufwand her deutlich schwieriger gewesen wäre.

Arbeitszeit:

Abbildung 5: Wie hoch ist der Einfluss digitaler Arbeit auf ihre Arbeitsdauer?

Da für viele Arbeitnehmer*innen durch die Digitalisierung ihrer Arbeitswelt Reisezeiten entfallen, steht oftmals mehr Arbeitszeit zur Verfügung als es noch ohne Homeoffice der Fall gewesen ist. Gleichzeitig verschwimmen bei einigen Arbeitnehmer*innen die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit, da Arbeiten durch die Digitalisierung von Überall aus möglich ist. Zusätzlich wurde den Arbeitnehmer*innen mit jungen Kindern während der Pandemie viel Zeitaufwand im Zuge der Kinderbetreuung abverlangt. Dies könnte erklären, warum fast die Hälfte der Befragten keinen Einfluss auf die Arbeitszeit festgestellt hat. Dies ist aber ein eher einmaliger Effekt aus diesem Jahr, der aber nicht prinzipiell aus der Digitalisierung der Arbeitswelt hervor geht.

Leistungsfähigkeit:

Abbildung 6: Wie hoch ist der Einfluss digitaler Arbeit auf Ihre Leistungsfähigkeit?

Rund zwei Drittel aller Befragten gaben an, dass ihre Leistungsfähigkeit durch die digitale Arbeit beeinflusst wird. Durch den Wegfall des informellen Austausches auf dem Flur oder in der Kaffeeküche fällt bei einigen Arbeitnehmer*innen ein Teil der unproduktiven Arbeitszeit weg. Dies könnte zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit geführt haben.

Flexibilität

Abbildung 7: Wie häufig gab es die Möglichkeit des digitalen Arbeitens in Ihrem Unternehmen vor COVID-19?

Bezüglich der Flexibilität ist das Bild eher gespalten, da lediglich die Hälfte der Befragten angegeben hat, dass die Möglichkeit des digitalen Arbeitens durch den Arbeitgeber bereits vor der Pandemie gegeben war. Bei der anderen Hälfte wurde die Möglichkeit des Homeoffice lediglich selten angeboten. Die Ergebnisse der ADVYCE- Studie decken sich somit weitestgehend mit der internationalen Studie (Abbildung 1), bei der die Hälfte der deutschen Büroangestellten angegeben hatte, auch während der Pandemie nicht aus dem Homeoffice zu arbeiten.

Steuerung:

Abbildung 8: Wie hoch ist der Einfluss der digitalen Arbeit auf die Schnelligkeit der Entscheidungsfindung?

Bezüglich der Steuerung, ist der Einfluss der digitalen Arbeit am niedrigsten, da rund zwei Drittel der Befragten angegeben haben, einen eher niedrigen Einfluss auf die Schnelligkeit der Entscheidungsfindung zu verspüren.

Learnings aus der ADVYCE Studie

Auch wenn die Studie nur einen kleinen Einblick in die Arbeitswelt der verschiedenen Teilnehmer gegeben hat, wurde dennoch deutlich, dass die Digitalisierung der Arbeitswelt weiter voranschreitet und bereits jetzt einen beachtlichen Einfluss auf die verschiedenen Bereiche des Arbeitsalltags hat.

Das viele Unternehmen mit der wachsenden Relevanz der digitalisierten Arbeitswelt konfrontiert werden, zeigt sich auch in den Projekten von ADVYCE. Im Zuge verschiedener Reorganisations- und Transformationsprojekte hat ADVYCE Unternehmen dabei begleitet die Arbeitswelt ihrer Arbeitnehmer*innen weiter zu digitalisieren. Gleichzeitig wurden nahezu alle laufenden ADVYCE-Projekte im Zuge der Pandemie digitalisiert, um die Reisetätigkeiten auf ein Minimum zu reduzieren.

Aus der dabei entstandenen Projekterfahrung hat sich gezeigt, dass bei einem gut aufgesetzten Projekt Arbeiten mittels digitaler Werkzeuge aus dem Homeoffice heraus sehr gut und ohne weitere Reibungsverluste funktionieren kann.

Auszug vom ADVYCE Benchmarking

Im Zuge verschiedener ADVYCE Projekte, wurden zur Erstellung einer umfassenden Benchmarking-Datenbank ebenfalls mehrere Studien zum Thema der digitalisierten Arbeitswelt durchgeführt. Im weiteren Projektverlauf hat ADVYCE diese Unternehmen dabei unterstützt, zielführende Learnings zu identifizieren und diese in einer Reihe von digitalen Workshops nachhaltig in der Organisation zu verankern. Somit wurde den betroffenen Unternehmen ein besonders reibungsloser Übergang in die digitalisierte Arbeitswelt ermöglicht.

Die ADVYCE Benchmarking-Datenbank enthält die Rückmeldung mehrerer hundert Mitarbeiter*innen von Unternehmen und Organisationen aus verschiedenen Branchen und wurde über den Sommer 2020 erstellt. In den verschiedenen Umfragen wurden die Teilnehmer auch gebeten, die durch die Digitalisierung der Arbeitswelt initiierten Veränderungen zu bewerten.

Einige Ergebnisse dieser Umfragen zeigen sehr deutlich, dass diejenigen Arbeitnehmer*innen, die die Möglichkeit haben zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit im Homeoffice zu verbringen, die resultierenden Effekte als positiv bewerten. So gaben beinahe 90% der Befragten an, dass der Effekt des digitalen Arbeitens eher positiv
oder sogar positiv zu bewerten sei. Dies bekräftigt noch einmal die Ergebnisse der Online-Studie, die ähnlich zu interpretieren waren.

Abbildung 9: Wie bewerten Sie den Einfluss des digitalen Arbeitens auf die Effektivität der Zusammenarbeit? (Quelle: ADVYCE Benchmarking Datenbank)

Des Weiteren haben ähnlich viele Arbeitnehmer*innen angegeben, dass Sie den Einfluss des digitalen Arbeitens auf die Wahl des Arbeitsortes eher positiv oder positiv bewerten. Dies verdeutlicht, dass neben den positiven Effekten für den Arbeitgeber, wie zum Beispiel erhöhte Effektivität und reduziertes Infektionsrisiko, auch spürbar positive Effekte für die Arbeitnehmer*innen bemerkbar sind.

Abbildung 10: Wie bewerten Sie den Einfluss des digitalen Arbeitens auf Ihren Arbeitsort (Homeoffice vs. Büro)? (Quelle: ADVYCE Benchmarking Datenbank)

Fazit der Studie und ADVYCE Workshopreihe

Sowohl die Online-Umfrage als auch die Ergebnisse der ADVYCE Benchmarking-Datenbank zeigen, dass die Digitalisierung der Arbeitswelt hohe und weitestgehend positive Effekte auf den Arbeitsalltag der Arbeitnehmer*innen hat. Zwischen Altersgruppen und Branchen bzw. Karriereleveln zeigen sich keine signifikanten Unterschiede, jedoch hinsichtlich der Einführungszeitpunkte: Mitarbeitende, deren Unternehmen frühzeitig Homeoffice und digitales Arbeiten ermöglicht haben, berichten deutlich häufiger von positiven Effekten.

ADVYCE unterstützt Unternehmen aller Branchen dabei eben diese positiven Effekte im Rahmen digitaler Workshops zu identifizieren und fortlaufend in der Organisation zu verankern. Ebenso dienen die Workshops der Identifikation von Herausforderungen, wie der eher verlangsamten Entscheidungsfindung, und der Entwicklung entsprechender Maßnahmen.

Lucas Nötges

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